Sechs Millionen Euro für externe Beraterfirmen – und was bleibt?

Sechs Millionen Euro hat die Stadt Wächtersbach in den vergangenen fünf Jahren für externe Beratung, Moderation, Stadtmarketing, Konzepte und Planung ausgegeben. Diese Summe führt nach Ansicht der Grünen-Fraktion zu berechtigten Fragen: Wo waren diese Leistungen notwendig – und wo wurde öffentliches Geld ohne nachhaltigen Effekt eingesetzt?

Im Juni stellte die Fraktion der Grünen Wächtersbach eine umfangreiche Anfrage zur Inanspruchnahme externer Beratungs- und Unterstützungsleistungen. Im August antwortete Bürgermeister Weiher mündlich im Rahmen der Stadtverordnetenversammlung. Die Zahlen waren umfassend, wurden jedoch sehr schnell vorgetragen. Auf Nachfrage, ob diese auch schriftlich zur Verfügung gestellt werden könnten, verwies der Bürgermeister später per E-Mail auf das Mündlichkeitsprinzip und lehnte eine Herausgabe ab. Dabei hatte die Verwaltung die aufwendige Auswertung mit viel Fleiß zusammengestellt, sodass es ein Leichtes gewesen wäre, die Zahlen allen zugänglich zu machen. Durch die fehlende schriftliche Vorlage hatten weder die Öffentlichkeit noch andere Fraktionen die Möglichkeit, die Angaben in Ruhe zu prüfen. Wenn es an dieser Stelle nichts zu verbergen gibt, könnten die Zahlen ohne Weiteres veröffentlicht werden.

Fakt ist: Rund sechs Millionen Euro wurden in fünf Jahren für externe Leistungen ausgegeben – das entspricht im Schnitt mehr als einer Million Euro pro Jahr. Auch wenn ein Teil über Fördermittel lief, bleibt es öffentliches Geld, das verantwortungsvoll eingesetzt werden muss.

Externe Unterstützung kann in vielen Fällen sinnvoll sein, doch es zeigt sich ein klares Ungleichgewicht. Immer wieder wird lokale Kompetenz ignoriert, sobald sie nicht aus dem unmittelbaren Umfeld des Bürgermeisters stammt oder nicht extern eingekauft ist. Das ist nicht nur teuer, sondern demotiviert zugleich die vielen Engagierten, die bereit sind, sich mit ihrer Expertise einzubringen.

Besonders auffällig ist dies bei der Innenstadtentwicklung. Neben zwei Planungsbüros, die mit der baulichen Weiterentwicklung der Altstadt und des Brauereigeländes betraut sind, wurde zusätzlich ein Beratungsunternehmen für das Stadtmarketing beauftragt. Dieses entwickelte Zielgruppenanalysen, Online-Beteiligungsformate und eine Kommunikationsstrategie. Der größere Teil der Mittel floss in PR-Maßnahmen. Sichtbarstes Ergebnis waren einige neue Sitzbänke in der Altstadt und im Park – obwohl es im Rathaus eine eigene Stelle für Stadtmarketing gibt.

Auch beim Parkraumkonzept für die Altstadt zeigt sich das Problem. Eine externe Firma wurde beauftragt, doch das Ergebnis konnte nicht verwendet werden. Die Verwaltung musste die Arbeit erneut intern überarbeiten. Das ist ein klassischer Fall von Geld zum Fenster hinauswerfen.

Auch im Bereich Ehrenamt entstehen Brüche. Der Wächtersbacher Radlertreff hatte ehrenamtlich ein detailliertes Konzept zur Radverkehrsinfrastruktur erstellt – mit Streckenerhebungen, Kartenmaterial und konkreten Vorschlägen. Anstatt diese Arbeit aufzugreifen, wurde später dennoch ein externes Büro mit der Erstellung eines Radwegekonzepts beauftragt. Auf diese Weise geht Bürgerbeteiligung verloren und das Engagement wird entwertet.

Die Grünen fordern deshalb, dass Aufträge gezielter vergeben, lokale Kompetenzen stärker einbezogen und Beteiligung ernst genommen werden – zum Wohl der Stadt und ihrer Bürger:innen. Externe Gutachten und Konzepte können hilfreich sein, dürfen aber nicht zum Schutzschild werden, hinter dem sich politische Verantwortung versteckt. Und es geht hier nicht um Kleinigkeiten, sondern um sechs Millionen Euro in fünf Jahren.

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